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Mut zur Verletzlichkeit

Mehr Mut zur Verletzlichkeit

“Ich bin doch nicht bescheuert.”
Mit diesen Worten war das Beratungsgespräch beendet.
Und nein, ich hatte nicht von ihm verlangt, in den Big-Brother-Container zu ziehen, um seine Bekanntheit zu steigern. Es war schlimmer.

Ich hatte ihm empfohlen, in seinen Blog- und Social-Media-Beiträgen, auch von seinen Misserfolgen zu berichten und dabei auch die Aktionen nicht auszulassen, bei denen er sich richtig blamiert hatte. So ein richtiger Griff ins Klo, den man ungern preisgibt, und der einem richtig peinlich ist.

“Wie soll das bitteschön zu dem Experten-Image passen, das ich mir mühsam aufgebaut habe?”, fragte er.

“Wie ein Fundament zu einem Wolkenkratzer”, erwiderte ich. “Es wird Dir Tiefe und Glaubwürdigkeit verleihen - und es wird Dich als Mensch anziehender machen.”

Ich konnte es ihm am Gesicht ablesen, dass er alles andere als überzeugt war und ich konnte ihn sehr gut verstehen. Aber wenn der Erfolg, trotz handwerklich guter Arbeit ausbleibt, liegt es nun mal häufig am künstlichen Image des Hauptdarstellers. Darum, und wie Du es besser machen kannst, geht es in diesem Beitrag. 

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Wenn Du in Sicherheit bleiben willst, dann musst Du den Menschen das liefern, was sie hören, lesen und sehen wollen. Dann werden sie Dich in Ruhe lassen. Vielleicht wird auch der eine oder andere etwas von Dir kaufen, aber der Großteil der Menschen wird Dich gar nicht zur Kenntnis nehmen, oder gleich wieder vergessen.

“Wer vor der Veröffentlichung eines Beitrags keine Angst
vor den Folgen hat, hat auch keinen wertvollen Inhalt erstellt.”

Dieser Satz begegnet mir immer wieder, wenn ich mit Bloggern, Buchautoren, Podcastern oder YouTubern spreche. Wann immer Du heiße Eisen anpackst und Themen kontrovers abarbeitest, wirst Du auch Gegenwind bekommen. Und wenn Du Fehler zugibst und Fehlschläge einräumst, dann macht Dich das angreifbar.

Auch wenn Du klare Kante zeigst und eine klare Meinung vertrittst, wird das nicht jedem gefallen. Aber wie immer im Leben - da wo es Risiken gibt, findest Du auch eine Belohnung. Oder umgekehrt - da wo große Belohnungen winken, werden diese meistens auch von großen Risiken begleitet.

Die Belohnung in diesem Fall heißt: Aufmerksamkeit und Positionierung. Authentizität und persönliche Greifbarkeit führen dazu, dass Dich Menschen ablehnen und vielleicht sogar verurteilen werden, für das was Du bist und wofür Du stehst. Aber mindestens genauso viele werden Dich dafür feiern.

Wer also etwas Wertvolles produzieren will, das es wert ist, dass darüber und dafür gestritten wird - der muss dieses Risiko eingehen. Du musst dich zeigen wie Du bist. Mit all Deinen Fehlern, Unzulänglichkeiten und Misserfolgen. 

Offenheit oder Zurückhaltung - was ist besser?

Manche Anbieter haben diese Offenheit, Ihr Innerstes nach außen zu kehren, und vollkommen ehrlich ihre Geschichte zu erzählen. Ich gebe zu, dass auch mir das ein Schritt zu viel wäre.

Wenn Du so offen und ehrlich mit Deiner Geschichte umgehen kannst, dann wird Dir das viele Sympathien einbringen und glühende Verehrer verschaffen - aber es macht Dich natürlich auch ein Stück weit verletzlich.

Ich verüble es deshalb niemand, wenn er hier Grenzen zieht. Es geht auch nicht darum, Dich als bemitleidenswerten Looser darzustellen, der nichts auf die Reihe bekommt. Es geht stattdessen darum, ehrlich mit der Tatsache umzugehen, dass es bei keinem immer nur steil bergauf geht.

Wir sind Menschen und als solche automatisch fehlbar. Das darf man ruhig zeigen. Die Menschen bewundern Sieger und sogenannte High-Performer - aber erst in der Niederlage und bei Rück- und Fehlschlägen werden aus Gewinnern richtige Helden, die auch geliebt werden.

Perfekte Menschen wirken unnatürlich und künstlich. Nehmen wir ein Beispiel aus dem Fußball. Oliver Kahn war immer ein Gigant in seiner Sportart und die Menschen haben ihn bewundert - aber richtig greifbar und anziehend wurde er vor allem durch seinen entscheidenden Fehler im WM-Endspiel 2002. Aus dem Titan wurde wieder ein Mensch aus Fleisch und Blut. Einer von uns sozusagen.

Ein paar Generationen davor war Franz Beckenbauer der nahezu perfekte Fußballer - die Menschen haben ihn bewundert, aber geliebt haben sie Katsche Schwarzenbeck und Gerd Müller. In der Moderne gilt das zum Beispiel für Ronaldo, der weltweit bewundert wird für seine durchgängig überirdischen Leistungen, aber nicht mal die eigenen Fans finden ihn wirklich sympathisch.

Die Grenze zwischen zu viel Ehrlichkeit und künstlichem Image ist fließend. Du musst die passende Mischung für Dich finden. Im Zweifelsfall aber lieber mal ein wenig mehr preisgeben, als zu wenig.

Jeder weiß, dass es nirgendwo immer glatt läuft, und dass überall Fehler passieren und Vorhaben schief gehen. Bewusst oder unbewusst wissen wir somit auch, dass jeder der sich selbst, oder sein Unternehmen, als unfehlbar präsentiert zumindest etwas verschweigt - um nicht zu sagen, dass er uns etwas vorspielt. 

Was habe ich davon, dass Du das kannst?

Vor allem in der Wissensvermittlung wird dieser Fehler immer wieder gemacht. Der Anbieter präsentiert sich als allwissender Experte und weiser Ratgeber. Er ist mit allen Wassern gewaschen und überdimensional erfolgreich in seinem Fachbereich.

Das ist selbstverständlich in Ordnung. Niemand würde bei jemand kaufen, der sagt: “Ich krieg das selbst nicht hin.”

Aber wenn dann der Eindruck entsteht: “Na klar, der kriegt das hin. Das ist der Superman in meiner Branche - aber wie soll ich das schaffen?”, dann schreckt das eher ab, als dass es ermutigt solch ein Angebot wahrzunehmen.

Ein paar ehrliche Storys, die zeigen, dass Erfolg nun mal ein Prozess ist, der auch Rückschläge und Fehler erfordert, geben dem ganzen Angebot Glaubwürdigkeit. Sie vermitteln die Botschaft: “Schau her, auch ich habe Fehler gemacht, auch ich wusste an einem bestimmten Punkt nicht weiter - aber es ist alles lernbar und mit weiteren Versuchen auch machbar.”

Last but not least verleiht es Deinem zweidimensionalen Online-Ich Tiefe. Dass jeder Anbieter von seinen Erfolgen berichtet und sein Können und seine Fähigkeiten in den buntesten Farben schildert, ist normal. Trommeln gehört schließlich zum Handwerk und niemand muss sein Licht unter den Scheffel stellen. Aber erst mit ein paar menschlichen Zwischentönen wirst Du als Person, und damit auch Dein Angebot erst greifbar.

Mein Kunde ließ sich von diesen Argumenten übrigens nicht überzeugen. Er schreibt heute noch fachlich ansprechende Beiträge und berichtet von seinen Erfolgen. Gefühlt hat er dadurch keinen Verlust, denn es lässt sich ja nicht messen, welchen Erfolg er hätte, wenn er offener vorgehen würde. Aber ich sehe die Vergleiche zu Kunden, die es anders machen.

Wer offener und klarer kommuniziert vergrätzt den einen oder anderen Interessenten, gewinnt aber dafür die anderen umso sicherer und nachhaltiger. Du musst nur sicherstellen, dass Du die für Dich richtigen Personen damit anziehst. Aber das gehört ja zur Grundausrichtung Deines Angebotes, wenn Du es richtig gemacht hast.

Probiere es doch einfach mal aus und tausche Dich offener mit Deinen Zielpersonen aus. Möglicherweise wirst Du überrascht sein wie viel zu Dir zurück kommt. Vielleicht nicht gleich bei den ersten Posts und Beiträgen - aber im Lauf der Zeit.

Viel Erfolg dabei. Berichte gerne von Deinen Erfahrungen.

Alles Gute und
Bis bald
Dein
Gerd Ziegler

About the Author Gerd Ziegler

Gerd Ziegler hat Betriebswirtschaft studiert und seinen Master in Business-Administration (MBA) an der Business-School der University of East-London abgelegt. Er ist seit 1999 selbständig und unterstützt Unternehmer und solche die es werden wollen dabei, ihr Leben und ihr Business mit Freude und größtmöglicher Freiheit zu gestalten. Hier gibt es Infos zu den bisher erschienenen Büchern: Bücher von Gerd Ziegler

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